Maybach
Maybach | 1921 - 1941; 2002 - 2013 | Deutschland |
Die Maybach-Motorenbau GmbHDie Maybach-Motorenbau GmbH wurde 1909 in Friedrichshafen am Bodensee gegründet. Die Leitung oblag Karl Maybach, dem Sohn von Wilhelm Maybach, dem genialen Konstrukteur der frühen Mercedes Fahrzeuge. Karl Maybach stand im technischen Genius seinem Vater in Nichts nach. Immerhin baute er während des ersten Weltkriegs (*1914-18) den ersten Höhenflugmotor und 1923 den ersten schnellaufenden Dieselmotor. Doch die Maybach Motorenbau GmbH wurde als Produzent von Flugzeug- und Luftschiffmotoren nach dem ersten Weltkrieg von den Aliierten gezwungen, seine Produktion umzustellen. Artikel 198 des Versailler Vertrages verbot fortan die weitere Produktion von Rüstungsgütern. Karl Maybach beschloss daher, seine Produktion auf Automobilmotoren umzustellen. Erste Erfahrungen hatte man mit dem schließlich nicht in Serie hergestellten Maybach W1 (= Wagen 1) gesammelt. Doch man entschloss sich schließlich lediglich dazu, Fremdhersteller von Personen- und Lastkraftwagen mit Einbauaggregaten zu versorgen. Auch Bootsherstelle und später Eisenbahngesellschaften hatte man als Kunden im Sinn. Einer der ersten Abnehmer von Motoren fand sich schließlich in Form des holländischen PKW-Herstellers Spyker. Man wurde sich einig, dass insgesamt 1000 Stück des neuentwickelten Motors 'W2' (= Wagen 2) nach Holland geliefert werden sollten. Es handelte sich um einen 6-Zylinder-Reihenmotor mit einem Hubraum von 5740 ccm und einer Leistung von 70 PS. Dort wurden diese Motoren im Spyker-Spitzenmodell C4 verbaut. Doch leider war Spyker in ständigen Geldschwierigkeiten und es war schnell absehbar, dass die vereinbarte Zahl von Motoren nicht abgenommen werden würde. Als Spyker schließlich seine Tore schließen musste, waren gerade zwischen 150 und 170 Aggregate geliefert worden. Weitere Abnehmer der viel gelobten Motoren waren jedoch nicht zu finden, weshalb man sich in Friedrichshafen schließlich förmlich gezwungen sah, eigene Automobile zu bauen. Die frühen Typen W3 und W5Auf der Berliner Automobilausstellung 1921 wurde denn auch der Maybach W3 (= Wagen 3) vorgestellt, der zum wichtigsten Ausstellungsstück avancierte und ab 1922 tatsächlich zur Auslieferung kam. Es handelte sich um ein Luxusautomobil höchster Qualität. Technisch waren vor allem die mechanischen Vierradbremsen mit Bremsausgleich und die praktisch nicht vorhandene Schaltung hervorzuheben. Die Elastizität des Motors erlaubte es nämlich, sämtliche Fahrgeschwindigkeiten mit nur einem Gang zu bewältigen. Zum Anfahren gab es einen überdimensionierten Anlasser und lediglich für Gebirgsfahrten und die Rückwärtsfahrt gab es ein zweistufiges Planetengetriebe! Diese Lösung war aber vielleicht für die meisten Chauffeure zu anspruchsvoll und technisch nicht vollends zufriedenstellend, weshalb ab 1928 für den 1926 präsentierten Nachfolger W5 auch ein Schnellganggetriebe mit bis zu vier Gängen lieferbar war. Man geht heute davon aus, dass etwa 305 Exemplare des Maybach W3 und etwa 248 des Maybach W5 zur Auslieferung kamen. Vom Typ W3 hat leider kein einziges Exemplar die Zeit vollständig überdauert, vom Typ W5 gibt es vermutlich nur noch zwei vollständige Exemplare. Die Karosserien für MaybachAllerdings schenkte man dem Äußeren der Maybach-Wagen bei der Maybach Motorenbau GmbH deutlich weniger Aufmerksamkeit als der Technik. Karosserien wurden daher grundsätzlich nicht selbst gebaut. Dies überließ man den etablierten Karosserie-Schneidern jener Zeit, was nicht ungewöhnlich war. Allerdings wurden bei anderen Herstellern deutlich mehr Teile mitgegeben, die wenigstens in Teilbereichen für einen gewissen Wiedererkennungswert sorgten. Die meisten Aufbauten kamen vom erst 1920 gegründeten Karosseriebaubetrieb Hermann Spohn aus Ravensburg. Diese Wahl dürfte vor allem der räumlichen Nähe geschuldet gewesen sein. Aber auch preisliche Vorteile gegenüber anderen Karosseriebau-Betrieben dürften nicht gegen die Verbindung gesprochen haben. Die Aufbauten werden heute teilweise als wenig ansehnlich kritisiert, was aber nur zum Teil dem Karosseriebaubetrieb anzulasten ist. Es dürfte eher die sehr konservative Kundschaft im sehr strikten Deutschland zwischen den Weltkriegen gewesen sein, die überwiegend sehr schwere und erhabene Aufbauten forderte. Spohn konnte auch ganz anders. Man baute zum Beispiel auch diverse stromlinienförmige Aufbauten, die jedoch nur wenige Kunden zu überzeugen vermochten. Der Karosseriebetrieb Spohn war es auch, der für eilige oder bequeme Kunden gewisse "Serienaufbauten" vorhielt. Es wird berichtet, dass etwa beim Einmarsch der französischen Armee am 08.05.1945 sechs fertiggestellte Wagen vorrätig waren, die natürlich sofort beschlagnahmt wurden. Die Zusammenarbeit war wohl so einträglich, dass Spohn in den 30er Jahren ausschließlich für Maybach arbeitete. Natürlich konnten interessierte Kunden ihre Maybach-Fahrgestelle aber auch zu jedem anderen Karosserier bringen und dort einkleiden lassen. Insbesondere die Dresdener Firma Gläser hat noch eine größere Anzahl von Fahrzeugen eingekleidet, aber auch Graber, Soutchik, Dörr & Schreck, Erdmann & Rossi, Hebmüller und Wendler haben Aufbauten für Maybach-Fahrgestelle geschaffen. Leider sind aber viele Informationen mit dem Krieg für immer verloren gegangen. Die Maybach ZwölfzylinderAb 1929 gab es dann den ersten Zwölfzylinder-Wagen aus deutscher Produktion. Das sehr bekannte und populäre Luftschiff LZ 127 "Graf Zeppelin" war mit einem Zwölfzylinder von Maybach bestückt gewesen. Was lag also näher, als auch ein Automobil mit einem Zwölfzylinder auszustatten. Der zunächst nur Maybach 12' genannte Wagen erschien 1929, wurde jedoch bereite ein Jahr später durch den Maybach DS7 Zeppelin (DS= Doppelsechs) abgelöst. Letzterer war technisch weiter entwickelt worden und besaß nunmehr eine Saugluft-Servobetätigung der mechanischen Bremsen sowie ein Fünfganggetriebe mit unterdruckbetätigter Vorwählschaltung. Bei beiden Modellen identisch war jedoch der 7 Liter große Motor, weshalb teilweise in der Literatur auch davon gesprochen wird, dass der erste Maybach Zwölfzylinder das Modell DS7 gewesen sei. Auf Wunsch gab es 1930 auch bereits den Maybach DS8 Zeppelin. Dieser besaß einen nochmals größeren Motor mit 8 Litern Hubraum sowie das modernere Maybach-Doppelschnellganggetriebe. Ab ca. 1934 war der DS8 dann exklusiv erhältlich und besaß zudem ein nochmals verbessertes 7-Gang-Vorwählgetriebe. Es dürften insgesamt nur etwa 200 Maybach Zwölfzylinder zwischen 1929 und 1939 gebaut worden sein. Die Maybach 6-Zylinderwagen und VollschwingachserSelbstverständlich gab es aber nicht nur Zwölfzylinderwagen von Maybach, auch wenn die 6-Zylinder-Modelle immer im Schatten der großen Brüder standen. 1930 wurde zunächst der Typ W6 (= Wagen 6) präsentiert. Dieser entsprach weitgehend dem Typ W5 SG, besaß jedoch zunächst ein normales 3-Ganggetriebe mit zusätzlichem Schnellgang. Ab 1934 wurde dieses Modell dann als W6 DSG nur noch mit langem Radstand und mit dem neuen Maybach 5-Ganggetriebe ausgeliefert. Zusätzlich gab es ab 1934 den Typ DSH mit einem anderen 5,2-Liter-Motor und 5-Ganggetriebe. Alle diese Modelle waren abgesehen von Motor und Getriebe mit dem Zwölfzylinder weitgehend baugleich, aber eben auch sehr konservativ mit Starrachsen konstruiert. Auf der Berliner Automobilausstellung des Jahres 1935 wurde dann der erste "Vollschwingachser" von Maybach vorgestellt, der SW 35 (SW= Schwingachs-Wagen). Es handelte sich um ein völlig neu konstruiertes Fahrzeug mit einem ebenfalls neuen Sechs-Zylindermotor mit quadratischen Zylinder-Abmessungen von 90x90 mm und einer Leistung von 140 PS. Dieser "kleine Maybach" war allerdings weiterhin ein sehr luxuriöses und teures Automobil mit aufwendigen Karosserien. 1936 wurde der SW 35 zum SW 38 mit etwas größerem 3,8-Liter-Motor und 1939 zum SW 42 mit 4,2-Liter-Motor. Diese Maßnahmen galten jedoch nicht der Leistungserhöhung, sondern dem Ausgleich der nachlassenden Benzinqualität. Insgesamt wurden vom Maybach SW mit allen drei Motor-Ausführungen ca. 1.100 Exemplare zwischen 1935 und 1941 gebaut. Damit war dieses Modell das meistgebaute von Maybach überhaupt. Der Maybach W6 dürfte in einer Auflage von lediglich ca. 100 Exemplaren gebaut worden sein, der DSH sogar nur in einer Stückzahl von etwa 50. Spätere AktivitätenDer Krieg beendete die Aktivitäten der Maybach-Motorenbau GmbH im Bereich des Automobilbaus nach nur etwa 1.750 gebauten Fahrzeugen, von denen heute (Stand: '2017) nur noch ungefähr 158 bekannt sind. Zwar gab es mehrfach Überlegungen zur Wiederaufnahme der Automobilproduktion, doch nach dem Krieg gab es für die möglichen Kunden Dringenderes als hochpreisige Automobile. Seit 1960 ist das Unternehmen mit Daimler verbunden und gehörte schließlich zur MTU (Motoren- und Turbinen-Union GmbH). Der Markenname Maybach ist ebenfalls im Besitz von Daimler, die 2003 unter dieser Bezeichnung neue Luxus-Automobile auf Basis der damaligen S-Klasse präsentierten. Doch die Fahrzeuge waren formal nicht überzeugend und die Baureihe 57/62 wurde 2012 wieder eingestellt. Die letzten Fahrzeuge der Marke Maybach wurden 2013 ausgeliefert. Erst 2015 auf dem Genfer Salon präsentierte Daimler dann einen neuen Mercedes-Benz S 600 Maybach, bei dem der Name Maybach - wie ehedem - für die Spitze des Modellprogramms und im Automobilbau allgemein stand. |
Fahrzeuge von Maybach:
Literatur | ||||
Internet | Deutscher Maybach-Club Alles zu historischen Maybachs mit vielen Bildern |
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