Delahaye

Eine der ältesten französischen Autofirmen war Delahaye. Gegründet wurde das Unternehmen 1894 von Emile Delahaye, der einige Jahre zuvor bereits eine Automobilvertragswerkstatt in Tours besessen hatte. Zunächst wurden ausschließlich Fahrzeuge mit 1- und 2-Zylinder-Motoren hergestellt, doch bereits 1898 mußte das Werk aufgrund der guten Nachfrage vergrößert werden. Emile Delahaye selbst zog sich aber 1903 aus der von ihm gegründeten Firma auf das Altenteil zurück. Die Leitung des Werkes übernahmen seine beiden Partner Desmarais und Morane. 1908 wechselte die Leitung erneut, dieses Mal in die Hände des schon zuvor für die Produktion und das Marketing zuständige Charles Weiffenbach. 1908 erschien das erste Modell mit einem Block-Vierzylindermotor und 9 PS. Es folgte ein Modell mit 12 PS. Zusätzlich wurde noch der vermutlich erste Sechszylinder der Welt, der Typ 44, gebaut. Alle drei Typen wurden bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges produziert.

Nach dem Krieg verlegte sich Delahaye zunehmend auf die Produktion von Lastwagen, Traktoren und Motoren für Löschfahrzeuge. Mit ein Grund, weshalb heute relativ viele Nutzfahrzeuge und vor allem Feuerwehrfahrzeuge der Marke Delahaye erhalten sind. Erst Anfang der 30er Jahre begann Delahaye wieder, schnelle Personenwagen anzubieten. Der gute Ruf, extrem zuverlässige Autos gebaut zu haben, half Delahaye, schnell wieder Fuß in diesem Markt zu fassen. Ab 1935 wurde der vielleicht berühmteste Delahaye, der Typ 135 Coupé des Alpes angeboten. Zeitgleich übernahm man die kränkelnde Marke Delage, was einen weiteren Image-Schub nach sich zog. In der Folge machten vor allem die Typen 135 in den Versionen M, MS von sich reden. Diese galten wieder als überragend zuverlässig und fanden insbesondere bei den Karosserie-Schneidern jener Zeit wachsende Begeisterung. So entstanden in der Folge die fantastischsten Aufbauten von Firmen wie Figoni & Falaschi, Chapron, Franay, Letourneur et Marchand, Pourtout und anderen auf Delahaye-Basis.

1937 festigte man seinen Ruf als Bauer von Traumwagen durch Präsentation des fantastischen Typ 145 mit Zwölfzylindermotor. Berühmt wurde der Wagen vor allem durch das Rennen um eine Million Francs, welches er gewinnen konnte: Der französische Automobilverband ACF hatte im Verbund mit der französischen Regierung 1937 eine Ausschreibung für den schnellsten französischen Tourenwagen in Höhe von einer Million Francs ausgelobt. Es meldeten sich drei Hersteller: Bugatti mit einem 4,5-Liter-Achtzylinder, SEFAC mit einem 3-Liter-Kompressormotor und eben Delahaye mit dem Typ 145. Das Modell wurde vor dem eigentlichen Wettbewerb intensiven Tests unterzogen, wobei man Geschwindigkeiten von bis zu 265 km/h ermittelte. Das Rennen schließlich konnte der Rennfahrer Dreyfus auf dem Delahaye vor Jean Wilmille auf dem Bugatti gewinnen. Von SEFAC hörte man nichts mehr. Später wurden noch einige Grand Prix mit diesem Wagen gewonnen werden, bevor die Auto Union und Mercedes mit ihren Rennwagen auf der Bildfläche auftauchten.

In leicht gezähmter Version wurde dieses Modell kurze Zeit darauf auch als Typ 165 zum Kauf angeboten. Der aufkommende zweite Weltkrieg unterbrach dann jedoch die Produktion bei Delahaye für sechs Jahre, bevor man ab 1946 die Produktion wieder aufnahm. Zunächst bot man wieder den Typ 135 M/MS an, bevor der Typ 235 diesen ersetzte. Doch leider hatte man den technischen Anschluss verpaßt. Im Prinzip handelte es sich von der Technik her nämlich immer noch um einen Typ 135, der lediglich mit einer etwas moderneren, zumeist in Ponton-Form ausgeführten Karosserie ausgeliefert wurde. Die unsinnige französische Steuergesetzgebung, fehlende Liquidität für Neuentwicklungen und nicht zuletzt die raschen Fortschritte der Konkurrenz ließen Delahaye in den folgenen Jahren schnell ins Hintertreffen geraten. 1954 wurde das Unternehmen von Hotchkiss übernommen, welches jedoch seinerseits nur ein Jahr später aufgeben mußte.