Lancia
Lancia | 1906 - | Italien |
Die frühe Geschichte des Automobilunternehmen Lancia ist im Wesentlichen die Geschichte eines Mannes: Vincenzo Lancia (24.08.1881 - 15.02.1937). Vincezo war der Sohn eines reichen Konservenherstellers, der nach dem Willen seines Vaters eigentlich Rechtsanwalt hätte werden sollen. Doch der junge Lancia interessierte sich auch auf der ersatzweise besuchten Buchhalterschule mehr für Technik als für Zahlen und Papier. Er war statt dessen ständiger Gast in der Fahrradfabrik der Brüder Ceirano und wurde dort schließlich "Buchhalter", als diese beginnen, erste Automobile zu bauen. Tatsächlich arbeitete er jedoch von Beginn an als Mechnaniker, aber sein Vater war ob der offiziellen Schreibtischtätigkeit beruhigt. 1899 übernahm Fiat für 30.000,- Lire das Unternehmen der Ceiranos. Aus deren Patenten, Anlagen und Vorarbeiten entstand später der Fiat 3,5 HP. Der 18jährige Lancia und der gleichaltrige Felice Nazzaro wurden bei Fiat zunächst als Konstrukteure angestellt. Als Fiat sich kurze Zeit darauf bei Rennveranstaltungen engagierte, wurden Lancia und Nazzaro auch Rennfahrer für das Unternehmen der Agnellis. Sein erstes Rennen bestritt Lancia bei der Langstreckenfahrt Paris-Madrid. Das beste Ergebnis dürfte der zweite Platz beim Vanderbilt-Cup 1906 gewesen sein. Doch Lancia hatte Größeres im Sinn. 1906 gründete er zusammen mit seinem Freund Claudio Fogolin eine eigene Automobilfirma. 1907 wurde der erste eigene Wagen, der Lancia Alpha, vorgestellt. Dieser Wagen wurde nur in einer Auflage von 23 Stück hergestellt, aber die technische Besessenheit Lancias führte rasch auch zu ersten Verkaufserfolgen. So wurde 1913 mit dem Lancia Eta (die Lancia jener Zeit waren alle nach grichischen Buchstaben benannt) das erste europäische Automobil vorgestellt, das mit elektrischen Scheinwerfern und elektrischer Zündanlage ausgestattet war. 1919 auf dem Pariser Automobilsalon wurde gar der Kappa mit Zwölfzylindermotor präsentiert. Dieser ging zwar nicht in Serie, dafür konnte jedoch ab 1922 der Lambda gekauft werden. Dieser war das erste Automobil der Welt mit selbsttragender Karosserie. Bis dato hatten alle Automobile mehr oder weniger steife Kastenrahmen, die jedoch bei geschlossenen Autos eine größere Bauhöhe und schwere Bauweise bedingten. Weitere bemerkenswerte Eigenschaften war der mit einem Zylinderwinkel von nur 13 Grad ausgestattete V4-Zylinder und die unabhängige Vorderradaufhängung. Insbesondere der Lambda, der bis 1931 in insgesamt 9 Serien gebaut wurde und mit über 13.000 verkauften Exemplaren auch kommerziell sehr erfolgreich war, festigte den Ruf Lancias "eine Marke für Ingenieure" zu sein. Um auch auf dem Markt für Luxusautomobile mitzumischen, präsentierte man 1929 den Dilambda. Dieses Luxusautomobil mit konventioneller Bauweise und 4-Liter-V8-Motor brachte es immerhin auf etwa 1700 verkaufte Exemplare. Es folgten bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges die Modelle Artena und Astura als Nachfolger des Lambda, sowie die kleineren Modelle Augusta, Aprilia und Ardea. Nach dem zweiten Weltkrieg nahm man zunächst die Produktion des Ardea wieder auf, bevor man 1950 die Aurelia präsentierte, die in verschiedenen Versionen auch in diversen Sportveranstaltungen eingesetzt wurde. Es folgten immer luxuriösere Automobile, die allesamt die Namen berühmter Prachtstraßen in Italien erhielten: Appia, Flavia, Fulvia und als Spitzenprodukt Flaminia. Es blieb bei exklusiven technischen Merkmalen, die Lancia eine Sonderstellung unter den Autofirmen Italiens sicherte. Eine besondere Stellung sicherte sich die Firma in der 50er Jahren des 20. Jahrhunderts im Rennsport. Die Modelle D23 und D24 gewannen diverse Sportwagen-Veranstaltungen. Der Versuch Lancias, in der Formel 1 Fuß zu fassen, endete jedoch schnell aufgrund mangelnder finanzieller Mittel. Dabei war der von Jano entwickelte D50 durchaus siegfähig, wie der Weltmeistertitel der Scuderia Ferrari mit dem D50 im Jahr 1956 bewies. Trotz oder gerade wegen der extravaganten Autos geriet Lancia Ende der 50er Jahre in finanzielle Schwierigkeiten, die schließlich Gianni Lancia, den Sohn von Vicenzo Lancia, dazu zwangen, das Unternehmen an den italienischen Zementfabrikanten Pesenti zu verkaufen. Doch auch dieser vermochte das stolze, aber finanziell immer noch nicht gesunde Unternehmen zum wirtschaftlichen Erfolg zu führen. 1969 verkaufte er Lancia daher schließlich an Fiat, wo Lancia neben Alfa Romeo die Rolle der etwas feineren und exklusiveren Marke spielte. Die Fahrzeuge wurden über die Jahre dabei einförmiger und technische Besonderheiten wurden mehr und mehr zur Ausnahme. Immerhin wurden ab den 60er Jahren noch eine Reihe schöner und erfolgreicher Sportwagen hergestellt. Namen wie Fulvia, Stratos und Delta Integrale ließen und lassen insbesondere Rallye-Fans vor Ehrfurcht die Stimme senken. Doch leider zog sich Lancia nach der Saison 1992 aus dem Rennsport zurück. Es blieb lediglich zu hoffen, dass irgendwann wieder einmal mehr von der italienischen Firma zu hören sein würde. Hoffnung machte insoweit die 2003 noch nur als Studie vorgestellte Neuauflage des Fulvia, die 2007 in Serie gehen sollte. Doch das Gegenteil war der Fall. Nach dem Zusammengehen von Fiat mit Chrysler wurden sogar alte Chrysler-Modelle mit dem Lancia-Label verkauft. Es war ein Tod auf Raten, der Vicenzo Lancia vermutlich im Grabe rotieren ließ. Lancia wurden zwischenzeitlich ('2023) nur noch in Italien angeboten. Das Angebot umfasste dabei nur noch den Kleinwagen Y10 und würde vermutlich in wenigen Jahren komplett eingestellt werden. Doch die Elektrfizierung des Automobils soll Lancia eine zweite Chance verschaffen: 2023 wurde seitens des Stellantis-Konzerns angekündigt, dass zukünftig Fahrzeug mit Elektroantrieb wieder den Namen Lancia tragen sollen. Vincenzo hätte angesichts der damit verbundenen Innovationen wahrscheinlich gejubelt. |
Fahrzeuge von Lancia:
Literatur | ||||
Internet | www.lancia.de |
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Tuning | ||||
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