Lancia Lambda
Lancia Lambda | 1922-31 | Italien |
Lancia Lambda '1922-31 - Die Revolution des Automobilbaus!Serien 1-5 '1922-25Der Lancia Lambda war ein Meilenstein des Automobilbaus und seiner Zeit um Jahre voraus: Vorgestellt auf den Autosalons in Paris und London 1922, begann die Produktion und Auslieferung tatsächlich erst Mitte 1923. Auf den Ausstellungen war der wesentliche konstruktive Unterschied im Gegensatz zu allen anderen Autos jener Zeit gut zu erkennen. Der neue Lambda war in Paris neben zwei Trikappas ausgestellt und beeindruckte optisch durch seine deutlich flachere Karosserie mit dem niedrigeren Schwerpunkt. Möglich machte dies ein Patent von Vincenzo Lancia vom 7. Dezember 1918: Dieses zeigte ein Automobil, dessen Chassis die Form einer Spindel mit kreisförmigen Kühler und halbunabhängiger Vorderradaufhängung mit Querblattfeder aufwies. Das revolutionärste Merkmal war jedoch das Weglassen eines konventionellen Rahmens mit Holmen, der durch ein tragendes Element aus tiefgezogenem Blech ersetzt wurde und so angeordnet war, dass die Karosserie des Autos als ein einziger Träger funktionierte. Vincenzo Lancia war damit der Erfinder der selbsttragenden Karosserie. Die Idee soll dem jungen Lancia laut Battista Farina im Übrigen bei der Beobachtung der Struktur eines Bootes bei der Navigation gekommen sein ... Unabhängig davon warem die Vorteile augenfällig: Zum Einen wurde der schwere Rahmen mit der noch schweren Karosserie eingespart, was ein deutlich geringeres Gesamtgewicht ermöglichte. Dazu konnte der Boden erheblich herabgesetzt werden, indem die Getriebewelle, die bis dato normalerweise unterhalb des Rahmens entlanglief, nunmehr in einem Tunnel quer durch den Fahrgastraum geführt wurde. Dies bedingte jedoch bei einem niedrigen Fahrzeug, dass die Passagiere nunmehr neben der Welle sitzen mussten, was jedoch kein großes Problem darstellte. Im Übrigen blieb es bei der Eigenart, dass das Stahlblech nur relativ kleine Türausschnitte zuließ. Das Echo im internationalen Blätterwald war gewaltig und steigerte sich sogar noch, nachdem die ersten Testfahrten möglich waren: Der Lambda hatte nämlich die erste unabhängige Vorderradaufhängung erhalten. Diese Innovation soll das Ergebnis des Bruches einer vorderen Blattfeder während der Fahrt eines Lancia Kappa auf unebener Straße mit ständigen erheblichen Stößen in der Frontpartie des Wagens gewesen sein. Diese unabhängige Aufhängung der Räder war tatsächlich keine ganz neue Idee. So gab es etwa bereits 1898 den Decauville, der über eine ähnliche Aufhängung verfügte, aber dem Lancia Lambda gebührt tatsächlich die Ehre dieses Prinzip zum ersten Mal in einem Massen-Automobil umgesetzt zu haben. Neu war hingegen die Öldämpfung der Vorderräder (Lancia empfand die klassischen Reibungs-Stoßdämpfer als zu kompliziert ...) und, dass die Achsschenkel der Vorderräder zwischen Spiralfedern an senkrechten Gleitrohren geführt wurden. Das Ergebnis waren ein für die damalige Zeit gerade zu unglaublich steifes und komfortables Fahrwerk sowie eine herausragende Straßenlage und als Ergebnis eine neue deutlich ermüdungsfreiere Art des Fahrens, die durch eine leichtgängige Lenkung und ordentliche Bremsen noch unterstützt wurde! Blieb noch der Antrieb, der ebenfalls innovativ und technisch hervorragend konstruiert war: Der Motor war V4 mit einem so engen Zylinderwinkel von nur 13 Grad 6 Minuten, dass beide Zylinderreihen über einen einzigen Zylinderkopf verfügten und der ganze Block extrem schmal baute. Die Leistung des anfänglich 2,1-Liter großen Motors lag zwar nur bei 49 PS, allerdings bei angenehmen 3250 U/min. Der Kraftstoffkonsum betrug dabei ca. 12 - 13 Liter auf 100 Kilometer, was ebenfalls beachtlich war. Diese technischen Besonderheiten ermöglichten letztlich eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 110 km/h (Serie 1 bis 4) bzw. ca. 115 km/h (Serie 5). Historisch ist dabei noch anzumerken, dass Lancia damals aufgrund der neuartigen selbsttragenden Bauweise auch die Karosserien selbst herstellte und anfänglich lediglich ein einziges Modell, nämlich einen "Tourenwagen" bzw. "Torpedo" vermarktete. Es gab für diesen allerdings auch ab Werk Karosserieaufsätze, die aus dem offenen Wagen eine Limousine (italienisch: "Berlina") oder ein "Coupé des Ville" mit offenem Fahrerabteil machten. Diese Aufsätze wurden in den Katalogen damals "Ballon" genannt. Das tollste am Lambda war aber der für das Gebotene recht niedrige Preis von 43.000,- Lire für ein komplettes Auto. Das war 1923 zwar schon viel Geld, lag aber deutlich unter den Preisen anderer Oberklasse-Automobile. Kein Wunder, dass von den ersten fünf Serien erstaunliche 4.200 Exemplare abgesetzt werden konnten. Serie 6 '1925-26Bereits mit der fünften Serie des Lancia Lambda führte die italienische Firma (endlich) ein Getriebe mit vier Gängen ein. In der sechsten Serie erhielt nunmehr der bisherige Torpedo die Baureihenbezeichnung 216, wobei der Radstand des Chassis um satte 32 cm gewachsen war! Dies ermöglichte (auf Wunsch) nicht nur die Installation zweier zusätzlicher Sitze, sondern endlich auch größere Türen. Zusätzlich gab es nunmehr auch ein "Rolling Chassis" des Typs 217, bei dem das Chassis im Sinne aller möglichen Karosserievarianten in verschiedenen Punkten abgeändert war. Kritiker monieren heute allerdings, dass sich Lancia mit diesen Modifikationen wieder ein Stück von der selbsttragenden Bauweise entfernt hatte. Lancia selbst realisierte auf dieser Basis übrigens eine echte Berlina. In nur knapp einem Jahr wurden von der 6. Serie immerhin weitere 1.300 Exemplare produziert. Serie 7 '1926-28Die siebte Serie des Lancia Lambda war mit 3.100 gebauten Fahrzeugen in nur 20 Monaten extrem erfolgreich. Die bisherigen Baureihen 216/217 wurden weiter gebaut und durch die Baureihen 218 ("Torpedo" mit kurzen Radstand von 3100 mm) und 219 ("Berlina" mit mit kurzem Radstand) ergänzt. Zusätzlich hatte sich unter der Haube etwas getan: Die Bohrung des Motors war von 75 mm auf 79,37 mm erhöht worden, was den Hubraum auf 2370 ccm und die Leistung auf 59 PS bei weiterhin 3250 U/min anwachsen ließ. Der Zylinderwinkel war dabei auf 14 Grad geöffnet worden. Erkauft wurde dies allerdings mit einem deutlich gestiegenen Kraftstoffkonsum von ca. 15 Litern auf 100 Kilometern. Der Preis des "Torpedos" lag überdies mit nunmehr 50.000,- Lire zwischenzeitlich ebenfalls erheblich höher. Serie 8-9 '1928-31Die beiden letzten Baureihen des Lambda waren noch einmal erheblich modellgeflegt worden: Der Motor war in seiner letzten Baustufe erneut auf nunmehr 82,55 mm aufgebohrt worden. Daraus resultierten ein Hubraum von nunmehr 2568 ccm und eine Maximalleistung von 69 PS bei 3.500 U/min. Erneut war der Zylinderwinkel dabei verändert worden, auf nunmehr abschließend 13 Grad 40 Minuten. Die angebotenen Chassis der 8. Serie mit kurzen Radstand von 3100 mm hießen nun 221 ("Rolling Chassis"), 223 ("Torpedo") und 225 ("Berlina"). Die Chassis mit langem Radstand von 3420 mm hießen nunmehr 222 ("Rolling Chassis"), 224 ("Torpeo") und 226 ("Berlina"). Erstaunliche 3.903 Exemplare wurden letztlich noch einmal produziert. In der neunten und letzten Serie hießen die Chassis nunmehr 221A (kurzer Radstand) und 222A (langer Radstand), die überwiegend mit geschlossenen Berlina-Aufbauten bestückt wurden. Der Preis für das "Rolling Chassis" der achten Serie betrug übrigens ca. 43.000 - 44.000,- Lire. Der Lancia Lambda im RennsportEin Automobil mit so herausragenden Fahreigenschaften wurde natürlich auch im Rennsport eingesetzt: Das Werk nahm insbesondere die 1927 neu initierte "Mille Miglia", ein Langstreckenrennen quer durch Italien, zum Anlaß, die sportlichen Qualitäten des Lambda zu erkunden: Lancia meldete 1927 insgesamt 5 Wagen, weitere 5 wurden von Privatfahrern eingesetzt. Von den 5 Werks-Lambdas waren 4 Torpedos auf dem kurzen Fahrgestell der Baureihe 217, ein Fahrzeug mit Sonderaufbau auf der Baureihe 219. Die Fahrgestellnummern der Einsatzfahrzeuge lauteten 16670, 16671, 16672, 16673 und 16972. DIe Fahrzeuge hatten eine erhöhte Leistung durch eine höhere Verdichtung und eine verbesserte Schmierung. Außerdem waren sie leichter als die Serienversionen, waren höher gesetzt, besaßen eine zweite Batterie, ein drittes Reserverad an der Seite und einen größeren Tank. Das Ergebnis war hocherfreulich: Zwei Wagen wurden 1. + 2. in der Klasse bis 3 Liter Hubraum und 4. bzw. 5. im Gesamtklassement. Insgesamt 7 der 10 Fahrzeuge sahen die Zielflagge! vom Ergebnis beflügelt beschloss Vincenzo Lancia sich für die 2. Auflage des Rennens im Jahr 1929 noch besser vorzubereiten. 1929 bereitete man von Seiten des Werks insgesamt 9 Fahrzeuge vor. 3 waren Spider mit Spezial-Aufbauten von Casaro auf Chassis der Baureihe 221 und bildeten das Werksteam (Chassis-Nr. 18610, 18611 und 18612). die anderen 6 waren Torpedos der Baureihe 223 und wurden an ausgewählte Gentleman-Fahrer vergeben (Chassis-Nr. 18604 bis 18609). Alle Fahrzeuge waren mit dem später in den Serien 8 + 9 verwendeten 2,6-Liter-Motor und speziellem Zylinderkopf der Firma Romagnoni & Pirotta ausgestattet, was die Leistung vermutlich auf über 80 PS erhöhte. Zusätzlich wurden noch 6 Lambdas von Privatfahrern eingesetzt. Das Ergebnis war erneut mehr als eindrucksvoll: Zwar wurde der Gesamtsieg kanpp verfehlt (Das Lancia-Team Gismondi/Valsania lag bis 300 Kilometer vor dem Ziel auf dem ersten Rang), aber 6 Autos erreichten das Ziel und wurden 1., 3., 4., 5., 8. und 10. in der Klasse bis 3 Liter Hubraum). In den folgenden Jahren wurde das Engagement mit dem Lancia Lambda ein wenig zurückgefahren, aber noch 1929 fuhr die Crew Strazza/Varallo mit einem Casaro-Spider auf einen glänzenden 4. Platz in der Gesamtwertung und errang den (fast schon üblichen) Klassensieg bis 3 Liter Hubraum. 3 weitere Lambdas platzierten sich im Übrigen auf den Plätzen 3, 4 und 5 in der Klasse. 1930 reichte es dann nur zu einem enttäuschenden 10. Platz in der Klasse, 1931 wurden immerhin noch die Plätze 5 und 7 belegt.
|
Internet | ||||
verwandte Links | ||||
Literatur (faq) | ||||
Tuning | ||||
|
Ergänzungen oder Fehler bei den technischen Daten können hier mitgeteilt werden.