Isotta-Fraschini
Isotta-Fraschini | 1900 - 1949 | Italien |
Isotta-Fraschini wurde in den 20er Jahre häufig in einem Atemzug mit den ganz großen Marken Hispano-Suiza, Rolls-Royce und Maybach genannt - soweit es um hochpreisige und luxuriöse Fahrzeuge ging. Die Geschichte der Firma begann allerdings noch im 19. Jahrhundert, als sich Cesare Isotta und Vincenzo Fraschini zusammenschlossen um in Mailand einen Vertrieb von Fahrzeugen der Marken Renault und Mors zu gründen. Bereits 1901 montierte man die französischen Erzeugnisse auch in der Nähe von Mailand und nur ein Jahr später präsentierte man das erste eigene Modell, welches konstruktiv deutliche Anleihen beim moderneren Mercedes nahm. 1903 kam der bereits zuvor im Automobil tätige Ingenieur Giustino Cattaneo zu Isotta-Fraschini, der in der Folge die Fahrzeuge der italienischen Marke stark prägen sollte. Aufmerksamkeit erregte das junge Unternehmen 1907 als ein neuer Voiturette-Rennwagen vorgestellt wurde, der durch seine obenliegende Nockenwelle und Drehzahlfestigkeit neue Maßstäbe setzte. 1908 wurde von Vincenzo Trucco auf einem Isotta-Fraschini-Rennwagen sogar die Targa Florio gewonnen. Doch in Italien war nicht die Zeit für hochpreisige Luxusgegenstände. So konzentrierte man sich frühzeitig auf den Export und gründete schon 1908 ein Verkaufsbüro in New York. Weitere Rennerfolge in Amerika und bahnbrechende technische Neuerungen ließen das Interesse der reichen Klientel rasch steigen. Lange Jahre behauptete die Firma etwa, das erste Unternehmen gewesen zu sein, das Vierradantrieb durchgängig eingeführt hatte. 1909 umfasste das Angebot bereits fünf Vierzylindermodelle mit Hubräumen von 1,3 Litern bis 11 Litern! 1910 lancierte man mit dem Sportwagen Isotta-Fraschini KM einen veritablen 120 PS-Sportwagen. Es folgten diverse weitere Modelle bis zum ersten Weltkrieg. Mit dem Eintritt Italiens in den Krieg stellte man die Produktion auf Militärfahrzeuge, Schiffs- und Flugzeugmotoren um. Noch während des ersten Weltkrieges wurde ungeachtet der Verhältnisse das spätere Spitzenmodell von Isotta-Fraschini ersten Erprobungen unterzogen: Der Tipo 8. Bei diesem handelte es sich um ein Luxusautomobil, welches internationalen Maßstäben genügte. Nach Beendigung des Krieges stellte Isotta-Fraschini seine Produktion insoweit um, dass dieser Wagen das einzige Modell im Portfolio sein sollte, was eine radikale Abkehr von der bisherigen Produktstrategie mit diversen Modellen war. Offizielle Vorstellung des Tipo 8 war dann 1919. Dieser besaß als erstes Luxus-Automobil einen Reihen-Achtzylinder, der in großer Serie produziert wurde. Mit einer Leistung von ca. 80 PS aus 5,9 Litern Hubraum war das schwere Automobil nicht besonders sportlich, aber die hervorragende Ausführung, der gute Komfort und die ordentlichen Fahreigenschaften ließen das Modell trotz eines Preises von ca. 6.500,- US-Dollar Kaufpreis zu einem Erfolg werden. Insbesondere die Konkurrenz von Hispano-Suiza mit dem H6 erwies sich jedoch als in entscheidenen Punkten als besser. Isotta-Fraschini setzte mit dem Tipo 8A nach, der jedoch erst 1924 erschien. Dieser war in vielen Punkten konstruktiv verbessert worden und der Motor war auf 7,3 Liter Hubraum aufgebohrt worden. Damit leistete das neue Modell zunächst immerhin ca. 100 PS, später sogar ca. 110 bis 120 PS. Doch auch Hispano-Suiza hatte mit dem neuen H6 B nachgelegt, was sportliche Fahrer nicht selten dazu bewegte, dem spanisch-französischen Produkt den Vorzug zu geben. Isotta-Fraschini reagierte ab 1926 auf diese Umstände, indem man zwei weitere Varianten des Tipo 8A präsentierte : Den Tipo 8A S ("Spinto") und den Tipo 8A SS ("Super Spinto"). Doch die Kundschaft zeigte sich von diesen nicht übermäßig beeindruckt. Der Zuspruch der Käufer zu diesen Versionen blieb gering. Insgesamt aber war der Tipo 8 / Tipo 8A ein Erfolg. Es dürften etwa 1350 Exemplare gebaut worden sein. 1928 begann man auch Werkskarosserien anzubieten, doch 1929 versetzte der große Crash die gesamte Wirtschaftswelt in Schockstarre. Dieses Ereignis traf Isotta-Fraschini mit seiner Ein-Modell-Politik, ähnlich wie auch die Konkurrenz von Hispano-Suiza vollkommen unvorbereitet. Trotzdem zeigte man 1931 noch ein erheblich verbessertes Model Tipo 8B, der von der Leistung her dem Tipo 8A SS entsprach, aber ansonsten technisch deutlich verbessert war. Es fanden sich allerdings in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten nur noch etwa 30 Käufer dieses fantastischen Luxuswagens. Italien hatte allerdings in diesen Zeiten ohnehin andere Pläne. Die Regierung forcierte daher auch und insbesondere bei Isotta-Fraschini wieder die Produktion von Schiffs- und Flugzeugmotoren, später wurden auch Lastwagen in großer Zahl gebaut. 1934 wurde der letzte Tipo 8B bei Isotta-Fraschini gebaut, Giustino Cattaneo war schon ein Jahr früher gegangen. Nach dem Krieg überraschte Isotta-Fraschini auf dem Pariser Salon 1947 mit der Vorstellung eines gänzlich neuen Modells: Der Tipo 8C Monterosa war ebenfalls ein Luxuswagen, allerdings mit einem V8-Motor im Heck! Die Maschine war mit 2,5 bzw, 3,0 Litern Hubraum deutlich kleiner als die Vorkriegskonstruktionen und die ganze Konzeption ähnelte dem Tatra 87, sogar der dritte mittig angeordnete Scheinwerfer war vorhanden. Es entstanden wohl nur 6 (andere Quellen sprechen von 20) Exemplare. Eine Serienproduktion bekam man allerdings nicht auf die Räder. Ab September 1949 wurde das Unternehmen schließlich liquidiert. Überlebt hat jedoch der Name Isotta-Fraschini: Zunächst wurde dieser vom talienischen Motorenhersteller Breda genutzt und prangte bald auf Industrie- und Schiffsmotoren. Später baute man Oberleitungsbusse, vor allem für die Mailänder Verkehrsbetriebe. In den 80er Jahren ging der Name an den Schiffsmotorenhersteller Fincantieri aus Triest. In jüngere Zeit hat es darüber hinaus Wiederbelebungsversuche für Luxus-Automobile mit dem Namen Isotta-Fraschini gegeben, die jedoch über das Prototypenstadium nicht hinaus kamen. 2014 sollte ein neues Fahrzeug mit dem Arbeitstitel 'Isotta-Fraschini Hyper Car' präsentiert werden, was jedoch augenscheinlich nicht verwirklicht werden konnte. |
Fahrzeuge von Isotta-Fraschini:
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