IAA Frankfurt 2017
14. - 24. September 2017 | IAA Frankfurt 2017 | Deutschland |
Vom 14. bis 24. September 2017 schaute die Autowelt wieder nach Frankfurt auf die Leistungsschau der deutschen Automobilhersteller. Das Automobilfest ist nach wie vor eine größten Messen der Welt und hat eine dem entsprechende Bedeutung. Wir haben der Messe an einem Pressetag einen Besuch abgestattet und waren positiv überrascht. Gleichwohl gibt es Erosionserscheinungen, die nicht zu übersehen sind. Zunächst die nackten Zahlen (in Klammern: 2015): 'Rund 1000' (2015: 1103) Aussteller fanden den Weg nach Frankfurt und zeigten 228 (2015: 233) Weltpremieren. Das Gebotene lockte etwa 810.000 (2015: 931.700) Zuschauer an, die insgesamt ca. 200.000 Quadratmeter (2015: 230.000 Quadratmeter) Fläche abzulaufen hatten. Die Verringerung aller dieser Parameter waren spürbar. Subjektiv waren es weniger Stände auf geringerer Fläche und auch die Dichte der Besucherströme war geringer. Im Übrigen ist die IAA mittlerweile kleiner als die 'Auto China' in Peking. Teilweise waren die Rückgänge im Vorfeld zu erahnen: Die Liste der Absagen war lang: Volvo, Aston Martin, KTM, Koenigsegg, Lotus, Pagani, Morgan, Radical sowie alle amerikanischen Hersteller (Chrysler, Cadillac, Chevrolet) waren auch 2015 nicht vor Ort. 2017 erschienen aber auch Peugeot, Rolls-Royce, Tesla, Mitsubishi, Nissan, Fiat, Alfa Romeo, Lancia, Abarth sowie Jeep nicht ... Die Gründe liegen natürlich beim Geld: Mercedes-Benz ließ sich seinen wie immer äußerst pompösen Auftritt in der Festhalle dem Vernehmen nach einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag kosten, selbst kleinere Messeauftritte kosten mindestens siebenstellig. Vorgeschoben werden aber auch gerne andere Gründe: Tesla beispielsweise behauptet von sich, "kein traditioneller Autohersteller" zu sein ... Da fragt man sich unwillkürlich: Was denn sonst? Unserer Ansicht nach eine fatale Entwicklung: Nissan zum Beispiel glaubte, die Vorstellung des neuen Nissan Leaf am 06.09.2017 um 2:30 morgens (Mitteleuropa) als Lifestream im Internet erfülle den gleichen Zweck wie eine Präsentation auf der zweitgrößten Messe der Welt. Wer das überhaupt mitbekommen hat und nicht im Automobilgewerbe tätig ist, möge sich gerne bei uns melden. Gleichwohl dürfte dies der Trend für die Zukunft sein. Die Information der Kunden wird mehr oder weniger vollständig ins Internet verlegt werden. In 20 Jahren gibt es vermutlich keine IAA in der heutigen Form mehr ... und vielleicht geht die IAA 2017 ja als letzte ihrer Art in die Geschichte ein, die wirklich sehenswert war ... Eine (Oldtimer-)Auktion, bei der man während der Pressetage nicht einmal die Autos ansehen konnte, gab es anno 2017 anläßlich der IAA übrigens auch nicht mehr. Das war wohl eine Schnapsidee von Coys, die sich nicht wiederholt hat. Dafür gab es 2017 wieder die "New Mobility World", die ebenfalls während der Pressetage noch nicht zu besichtigen war ... Es gab aber auch positive Ausblicke: 2017 waren einige chinesische Hersteller in Frankfurt, deren Produkte nicht mehr belächelt werden können. DIe Chinesen werden definitiv ein Machtfaktor auf dem Weltmarkt werden. Doch nun zum Bericht. Viel Spaß! |
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Was auffiel, war die zunehmende Orientierungslosigkeit der Automobilhersteller. Niemand weiß, wohin die Reise geht. Wird es in naher Zukunft noch einen namhaften Individualverkehr geben? Wird die (selbstverständlich zunehmende) Digitalisierung neue Wettbewerber hervorbringen oder sind die ganzen hochtrabenden Projekte von Faraday, Thunder und diversen anderen allesamt Rohrkrepierer? Die Probleme, die der selbst ernannte "nicht-traditionelle" Autohersteller Tesla mit dem Anlauf des Model 3 hat, zeigt, welche Hürden zu überwinden sind. Klar dürfte sein, dass durch die Digitalisierung eine zunehmende Automatisierung Einzug halten wird. Wie und wie stark der Individualverkehr hiervon betroffen wird, ist allerdings noch völlig unklar. Klar ist auch, dass der Elektrisierungsgrad der Fahrzeuge zunimmt. Immer mehr Länder wollen klassische Verbrennungsmotoren verbieten, was wir für überzogen halten. Allerdings werden sich einige der heutigen urbanen Probleme wie die Luftverschmutzung dadurch relativ bequem lösen lassen, weshalb die Entwicklung wohl nicht aufzuhalten sein dürfte. Jedenfalls förderte diese Unsicherheit neue Ideen, was die Messe wiederum etwas bunter gemacht hat. Es wurden neue Fahrrad-Konzepte ebenso gezeigt, ebenso wie teure Shops, 3D-Drucker oder Schaukeln. Disney propagierte seinen neuen Cars 3-Film mit einem Lightning McQueen in "realer Größe". Bei Toyota konnte man sogar Einstock-schießen üben ... Die Messestände waren im Prinzip bekannt. Am besten war dieser wiederum bei BMW gelungen. Schade nur, dass man die im Prinzip vorhandene Fahrbahn kaum noch einsehen konnte. Audi hatte sich endlich (!) von der engen Halle auf dem Agora-Freigelände verabschiedet und fand einen Unterschlupf in Halle 3 bei den anderen Marken des VW-Konzerns. Das Standdesign war überdies gelungen. Die Kommunikation verläuft übrigens immer mehr digital: Der Roboter bei Renault war irgendwas zwischen 'nett' und nervig, mit Tendenz zum Letzteren. Etliche Besucher wurden mit VR-Brillen beglückt, mittels derer sie den Stand im Sitzen "ablaufen" konnten. Zum Glück gab es aber immer noch reichlich freundliche Mitarbeiter, die die immer reichlicheren Fragen mit endloser Geduld beantworteten oder Werbematerial verteilten. |
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