Mercedes-Benz 130 (W 23)
Auf der Berliner Automobilausstellung 1934 verblüffte Mercedes-Benz das versammelte Publikum. Man präsentierte den Typ 130 (nicht 130 H!) mit einem nur 1,3 Liter großen, hinten liegendem Vierzylindermotor. Erstmalig wurde damit vom schwäbischen Unternehmen ein Kleinwagen angeboten. Damit nicht genug, hingen auch die Ingenieure unter Hans Niebel dem Glauben an, dass die Zukunft des Automobils von der Stromlinie geprägt sei (womit sie zweifelsohne recht hatten ...) und deshalb der Motor im Heck platziert werden müsse (was sich als falsch herausstellen sollte). Zwar war der Typ 130 nicht das erste Automobil mit Heckmotor, aber das erste, welches in großer Serie gebaut wurde. Die aus heutiger Sicht etwas unförmige Karosserie fand damals großen Beifall, doch man hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Als besonders tückisch erwies sich nämlich die Hecklastigkeit des kleinen Fahrzeugs, bei dem immerhin 65 % des Wagengewichts auf der Hinterachse lasteteten. Das kritische Fahrverhalten brachte dem Typ 130 denn auch im Jahr 1936, also nur zwei Jahre nach der Präsentation, bereits das Aus. Bemerkenswert war übrigens die Tatsache, dass zwar ab Werk auch das nackte Fahrgestell angeboten wurde, aber kein einziger Sonderaufbau eines namhaften Karosseriers bekannt geworden ist.
Mercedes-Benz 150 (W30)
Für sportliche Einsätze bereitete man bei Mercedes-Benz auch eine besondere Version des Typ 130 vor: Den Typ 150 bzw. 150 V. Bei diesem Fahrzeug wurde der Motor auf 1500 ccm vergrößert und vor der Hinterachse platziert. Damit war zwar das Fahrverhalten deutlich entschärft worden, gleichwohl konnten kaum Exemplare verkauft werden. Möglicherweise spielte der recht hohe Preis ein Rolle oder die potenzielle Kundschaft traute dem Wagen wegen seiner konstruktiven Ähnlichkeit zum Typ 130 einfach nicht. Aus diesem Fahrzeug heraus entwickelte man bei Daimler dann noch den Typ 150 V, bei dem der Motor klassisch unter der vorderen Haube untergebracht war. Auch die Wehrmacht signalisierte Interesse, konnte sich jedoch nicht zu einer größeren Bestellung durchringen. Die Typen 150 und 150 V wurden deshalb 1936 sang- und klanglos eingestellt.
Mercedes-Benz 170 H (W28)
Ganz mochte man bei Mercedes-Benz trotz der negativen Erfahrungen mit dem Typ 130 Mitte der 30er Jahre noch nicht lassen. Man entwickelte das Konzept zum Typ 170 H (jetzt stand in Unterscheidung zum 170 V ein 'H' für Heckmotor in der Typbezeichnung) weiter. Die Tücke war dem Wagen weitgehend aberzogen worden, doch die Kunden entschieden sich mehrheitlich für den 170 V. Dies hatte durchaus nachvollziehbare Gründe: Neben gewissen Ressentiments aufgrund der schlechten Erfahrungen mit dem Typ 130, spielten der gegenüber dem 170 V höhere Preis, seine deutlicher zu vernehmenden Innengeräusche und seine letztlich doch unterlegenen Fahreigenschaften eine Rolle. Immerhin galt der 170 H als das "feinere" Auto, der nach dem Krieg zu außerordentlich hohen Preisen gehandelt wurde, da er in verhältnismäßig großen Stückzahlen erhalten blieb. Die Wehrmacht hatte nämlich wegen des Heckmotorkonzeptes keinerlei Interesse an ihm gehabt.
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