Aston Martin Lagonda (Serie 2 bis Serie 4)


1976-90

 

Aston Martin Lagonda (Serie 2 bis Serie 4) 1976-90 Großbritannien
markenzeichen   Flagge

Aston Martin Lagonda Series 2

Am 12. Oktober 1976 wurde auf der London Motor Show ein Raumschiff der ganz besonderen Art präsentiert: Der Aston Martin Lagonda der Serie 2.

Der Lagonda der Serie 1 war ein gerade einmal in einer Auflage von 7 Exemplaren gebauter verlängerter Aston Martin V8 mit vier Türen gewesen. Doch für die Serie 2 hatte man nicht nur buchstäblich Größeres vor, sondern dem Hausdesigner William Towns insgesamt ziemlich freie Hand gelassen. Dieser nutzte die ihm gegebene Freiheit weidlich aus: In Länge maß der Wagen 5,285 Meter, war dabei 1,815 Meter breit (mit Spiegeln sogar 2,15 Meter) aber nur 1,3 Meter hoch. Außer den Radkästen gab es keinerlei Rundungen und die gesamte Silhouette war keilförmig mit einer schier endlos langen Motorhaube und zurückversetztem Fahrgastabteil. Hinzu kamen ob der flachen Front mit klitzekleinem Kühlergrill aus der Motorhaube nach oben klappende Hauptscheinwerfer und flache Zusatzscheinwerfer oberhalb der Stoßstangen. Doch das Äußere war nicht die eigentliche Sensation: Der Innenraum sprengte sämtliche herkömmlichen Vorstellungen: Der Arbeitsplatz des Fahrers - wie auch die übrigen Sitzplätze - waren mit bequemen, aber flachen Sitzen aus bestem Conolly-Leder, Wurzelholz und hochflorigem Teppich ausgestattet. Doch vor dem Fahrer befand sich ein Amaturenbrett aus während der Fahrt wild hin- und herzuckenden digitalen Anzeigen und LEDs. Davor befand sich ein Touch-Panel mit berührungsempfindlichen Flächen und nur wengen traditionellen Hebeln für Blinker, Scheibenwischer und Hupe. Die Lenkung wurde mit einem irgendwie zu kleinen Einspeichen-Lenkrad betätigt und verlangte doch ein herzhaftes Zugreifen. Das Testmagazin 'Auto Motor Sport' befand trotzdem, dass so die Zukunft des Automobils aussehen müsse.

Unter der Haube arbeitete der aus dem Aston Martin V8 bekannte und mit vier - wegen der flachen Motorhaube allerdings nicht übermäßig großen - Weber Doppelvergasern bestückte Achtzylinder, der deswegen im Lagonda etwas weniger Leistung entwickelte. Der Deutsche TÜV ermittelte später exakt 304 PS, was gemeinhin aber als "genügend" empfunden wurde, obwohl etliche Pferde offenbar wirkungslos in der etwas teigigen Dreigang-Automatik stecken blieben.

Fahrerisch handelte es sich beim Aston Martin Lagonda um einen verkappten Sportwagen. Federungskomfort und Geräuschniveau waren erträglich, aber letzteres mit einem dumpfen Unterton eher sportlich. Die Sitzposition war reichlich tief und der Motor durchaus für schnelle Autobahn-Etappen gedacht. Das Gewicht von etwas über 2 Tonnen und ein sich in Wechselkurven um die Längsachse aufschaukelnder Fahrzeugkörper wirkten allerdings einem all zu forschem Fahrdrang wirkungsvoll entgegen. Im Übrigen lag der Verbrauch mit getesteten 21,9 Liter auf 100 Kilometern ziemlich hoch und die Beschleunigung von 9,3 Sekunden für den Standard-Sprint von 0-100 km/h erstickten größere sportliche Aktivitäten im Keim. Vielfach wurde auch der lastwagen-ähnliche Wendekreis von 15 Metern bemängelt.

Aston Martin hatte auf der Londoner Motorshow 1976 bereits 100 Bestellungen mit jeweils 2.000,- Pfund Anzahlung erhalten. Die Markteinführung verzögerte sich jedoch bis 1978. Die neuartige Elektronik erwies sich als äußerst störrisch und wiedersetzte sich dem Einsatz im Lagonda hartnäckig. Die Software sollte vom Cranfield Institute of Technology entwickelt werden, doch die dortigen Spezialisten bekamen die Probleme mit Fehlfunktionen und Abstürzen einfach nicht in den Griff. Erst als die Javelina Corporation mit Sitz in Dallas / USA und Spezialist für Computer-Technik in Zivil- und Kampfflugzeugen nachhalf und den insgesamt sechsten gebauten Prototyp Anfang 1978 mit neuer Software nach England zurückschickte, rückte die Auslieferung der ersten Fahrzeuge in Reichweite. Erste Eigentümerin wurde schließlich Aston Martin-Direktoriumsmitglied Lady Tavistock of Woburn.

Die Probleme mit der Elektronik zogen sich trotzdem durch alle Jahre der Produktion, obwohl sie ständig nachgebessert wurde und die elektronischen Anzeigen und Touch-Panels mit jeder Serie weniger wurden. Noch in der zweiten Serie wurden ab 1983 BBS-Felgen montiert und Spoiler hielten Einzug. 1984 wurde man noch einmal innovativ und erweiterte die Elektronik um "Small Talk" in vier Sprachen: Englisch, Französisch, Deutsch und Arabisch.


Aston Martin Lagonda Series 3

Die Serie 3 schließlich wurde ab der Präsentation auf der New Yorker Motor Show 1986 produziert. Diese besaß nun eine Weber-Marelli-Einspritzanlage und das Cockpit wurde überarbeitet. Das Lenkrad besaß in der dritten Serie zwei Speichen und im Cockpit befanden sich nunmehr zwei größere und ein kleinerer Monitor. Eine zur Verringerung der Motorwärme geänderte Getriebeübersetzung verringerte darüber hinaus die erreichbare Höchstgeschwindigkeit. Dafür wurden einige Fahrinfos nunmehr in die Windschutzscheibe projeziert! Das Head-Up-Display war geboren.


Aston Martin Lagonda Series 4

1987 folgte dann schon die Serie 4 des Lagonda, die leider viel vom ursprünglichen Charakter des Wagens eleminierte. Das Äußere hatte leichte Rundungen erhalten und die Klappscheinwerfer wichen drei Einzelscheinwerfern in der flachen Front des Wagens. Ein größerer Frontspoiler sorgte für weitere optische Aufweichung. Eine erneute Änderung der Übersetzung wirkte dem hohen Kraftstoffverbrauch entgegen, wobei motorisch das Drehmoment leicht gesteigert, aber elf PS geopfert wurden. Doch es nützte alles nichts: Im Januar 1990 wurde die Produktion eingestellt, weil Fertigungskapazitäten für den neuen Aston Martin Virage benötigt wurden.

Insgesamt wurden 645 Exemplare aller drei Serien gebaut. 465 davon gehörten der zweiten Serie an. Von der dritten Serie wurden 75 Exemplare gebaut, von der vierten immerhin 105. Der Aston Martin Lagonda galt jedoch bei seiner Präsentation auf der Londoner Automobilausstellung 1976 als die flachste und schnellste englische Luxus-Limousine. Außerdem gehörte er mit anfänglich 28.800,- Pfund, zum Schluss sogar 100.000,- Pfund Kaufpreis während der gesamten Bauzeit zu den teuersten Autos der Welt. In Deutschland waren 1982 immerhin 250.630,- DM anzulegen, 1990 sogar 360.800,- DM!


Aston Martin Lagonda Serie 2 '1976

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Aston Martin Lagonda Serie 2 (VIN 13007) '1978

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Aston Martin Lagonda Serie 2 Shooting Brake '1980

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Aston Martin Tickford Lagonda Serie 2 (VIN LOOL13229) '1983

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Aston Martin Tickford Lagonda Serie 2 (VIN SCFDL01S8ETL13345) '1984

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Aston Martin Lagonda Serie 3 '1986

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Roos Engineering-Aston Martin Lagonda Serie 3 Shooting Brake (VIN SCFDL01S4HTL13511) '1987

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Aston Martin Lagonda Serie 4 '1987

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Internet
verwandte Links
Literatur (faq) Auto Motor Sport 23/1976, S.12 "Ankündigung"
Auto Motor Sport 18/78, S.8 "Ankündigung"
Auto Motor Sport 2/82 ET
Motor Revue 1979/80, S.44 ET
Motor Revue 1986 VT
MoKlas 11/1999 His
Oldtimer Markt 12/2007, S.42 His
Tuning
 

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