Rolls-Royce Phantom I (Springfield)
Rolls-Royce Phantom I (Springfield) | 1926-31 | USA |
Nach der erfolgreichen Produktion des Silver Ghost in Amerika war es eine klare Angelegenheit, dass auch der 'New Phantom' in Springfield gebaut werden würde. Rolls-Royce hatte im Januar 1926 zunächst die seit 1914 als Verkaufsagentur tätige Firma 'Brewster & Co' vollständig zu einen Preis von 202.500,- US-Dollar erworben. Ab dato wurde die Produktion der Karosserien überwiegend im früheren Werk von Brewster in Long Island City im US-Bundesstaat New York ausgeführt. Diese Investition und die unglückliche Konstruktion eine eigene Kapitalgesellschaft in den USA ausschließlich weisungsabhängig arbeiten zu lassen verzögerten den Anlauf der Produktion jedoch bis 1926. Immerhin ein volles Jahr nach der Einführung des New Phantom in England. Dafür nutzte man die Zeit, um für den Phantom zunächst einige für den amerikanischen Markt notwendige Änderungen am Fahrzeug zu planen. Am einfachsten war dies noch bezüglich der Karosserien. Da das Chassis im Prinzip dem des Silver Ghost entsprach, konnten die bekannten Karosserien für den Phantom zunächst weiter verwendet werden, zumal diese außerordentlich gut gelungen waren. Heute ist man überwiegend der Meinung, dass diese den auf dem alten Kontinent gefertigten qualitativ nicht nachstanden, jedoch überwiegend praktischer und vor allem attraktiver waren. Das amerikanische Design war in den 20er Jahren ohne Zweifel in weiten Bereichen der Welt führend. Obwohl die in Amerika gebauten Rolls-Royce per Vorstandsbeschluss weiterhin den in England in jeder Hinsicht gleichen sollten, wurden natürlich weitere Änderungen für notwendig erachtet. Die augenfälligste war sicherlich die Entscheidung die in Amerika gebauten Rolls-Royce Phantom mit Linkslenkung auszustatten. Die Rechtslenkung hatte in den USA einfach zu große Nachteile. Darüber hinaus war in Amerika das am Lenkrad zu schaltende Vierganggetriebe nicht sonderlich beliebt. Man verbaute daher ein Vierganggetriebe mit Mittelschaltung in Springfield. Überdies mutete man den amerikanischen Besitzern einige Wartungsarbeiten nicht zu, die in England nach wie vor Standard waren. So verfügten die amerikanischen Phantom über eine zentrale Fahrwerksschmierung des Systems Bijur. Außerdem gab es thermostatgesteuerte Kühlerlamellen im Gegensatz zur in England gebräuchlichen Handbetätigung mittels Hebel am Amaturenbrett. Ein großes Manko war jedoch die Tatsache, dass die ersten 66 in Springfield gebauten Phantom lediglich über Hinterradbremsen verfügten. Man geht davon aus, dass anfangs die Werkszeugkosten für die Bremsenfertigung für das relativ finanzschwache Unternehmen einfach zu hoch waren. Diese Fahrzeuge wurden aber später mit enormen Kostenaufwand mit vorderen Bremsen nachgerüstet. Äußerlich war darüber hinaus festzustellen, dass amerikanische Fahrzeuge im Regelfall über Stoßstangen verfügten, während man in England glaubte, auf diese verzichten zu können (F. Henry Royce: "only rotten drivers need bumpers ..."). Natürlich gab es noch diverse weitere kleine Unterschiede, die jedoch hier nicht alle aufgezählt werden sollen. 1928 wurde dann noch die Rolls-Royce of Canada Ltd. gegründet, doch eine nennenswerte Tätigkeit entfaltete diese nicht mehr. 1929 war in England der Phantom II vorgestellt worden, was natürlich auch in Amerika nicht verborgen blieb. Da dieser technisch in jeder Hinsicht weiter entwickelt worden war, ließ naturgemäß auch in Amerika die Nachfrage nach dem alten Modell nach. Die Fertigung des Phantom II auch in Amerika wurde jedoch nie ernsthaft in Erwägung gezogen. Die erforderlichen Investitionen waren nämlich beim besten Willen nicht zu stemmen gewesen. Es rächte sich jetzt, dass man in Amerika mit dem Phantom I eigentlich nie richtig schwarze Zahlen geschrieben hatte. Eine Kalkulation vor der Aufnahme der Produktion des Phantom I hatte ergeben, dass man ungefähr 350 Exemplare pro Jahr in Springfield produzieren müsse, um kostendeckend zu arbeiten. Hatte man 1927 in Springfield noch 340 Fahrzeuge produziert, ging es jedoch in den folgenden Jahren ständig bergab. 1928 wurden nur 275 Fahrzeuge gefertigt, 1929 sogar nur 251. Als dann am 29. Oktober 1929 mit dem großen Crash an der New Yorker Börse auch noch die große Depression begann, wurden sämtliche Pläne für eine Aufnahme der Produktion des Phantom II aufgegeben. Offiziell wurde daher der Phantom I in Springfield noch bis 1931 weitergebaut. Neue Fahrzeuge wurden sogar bis 1933 ausgeliefert. 1930 bis 1933 waren es allerdings nur noch genau 141 Exemplare, die die Hallen von Rolls-Royce of Amerika verließen. 1934 wurde die Firma von "Rolls-Royce of America" in die "Springfield Manufacturing Corporation" geändert. Bei Brewster nahm man die Idee der Herstellung eines eigenen Automobils, dieses Mal auf Basis des Ford V8 wieder auf. Doch die Idee erwies sich als Flop. 1937 wurden die Reste des Unternehmen versteigert. Das Abenteuer Amerika hatte sich für Rolls-Royce nicht ausgezahlt. Springfield/USA sollte bis heute ('2019) der einzige Ort bleiben, an dem jemals außerhalb von England Fahrzeuge von Rolls-Royce gebaut worden sind. |
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