Mercedes-Benz S-Klasse (W140)

Mit der neuen S-Klasse der Baureihe W140 hatte man sich Großes beim ältesten Automobilhersteller der Welt und dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Professor Niefer vorgenommen. Das Auto wuchs in alle Richtungen merklich und wirkte auch groß und massig. Noch nie erntete jedoch ein neues Spitzenmodell von Mercedes so viel Kritik bei der Vorstellung in Deutschland: Die Größe, der Luxus und die vielen Sicherheitsattribute bedeuteten zusätzliches Gewicht. Wasser auf die Mühlen der Umweltschützer. Hinzu kam eine bei der Präsentation lächerlich geringe Zuladung, lächerliche, vom Fahrersitz aus nicht zu sehende "Peilstäbe" am Heck und (angeblich) sogar eine zu große Breite für den Autoreisezug nach Sylt. Das Design wirkte darüber hinaus grobschlächtig und protzig. Große Blechflächen und vor allem ein zu schmales und kleines Fahrwerk ließen die Proportionen unausgewogen erscheinen. Die übrige Welt feierte insbesondere den neuen Zwölfzylinder Mercedes 600 SEL allerdings als Luxusauto von Weltrang und teilweise sogar als bestes Auto der Welt. Bis zu 100 Elektromotörchen nahmen den Insassen alle erdenklichen Arbeiten ab. ESP war darüber hinaus erstmalig serienmäßig an Bord. Aus heutiger Sicht allerdings bedenklich ist, dass der W140 das erste Auto der Welt war, bei dem die Elektronik über drei so genannte CAN-Busse gesteuert wurde, was heutzutage eine Restauration in diesem Bereich sehr schwierig macht.

Die Motorenpalette war - wie üblich - weit gespreizt: Nach der Präsentation auf dem Genfer Salon 1991 gab es zunächst den 300 SE / SEL, den 400 SE / SEL, den 500 SE / SEL, den 600 SE / SEL und den 350 SD Turbodiesel. Ende 1992 wurden der Einstiegs-Sechszylinder 280 SE 2,8 nachgeschoben und 1996 löste der S 300 Turbodiesel den S 350 Turbodiesel ab. Überhaupt, die Nomenklatur: 1993 wurden zunächst aus den gewohnten Bezeichnungen mit Hubraumangabe nebst Typenbezeichnung die 'S-Klasse'. Fortan war ein S vorangestellt und die Hubraumangabe folgte. Die langen Versionen erhielten zusätzlich ein 'L' hintenan.

Nicht vergessen werden darf auch, dass auch AMG eigene Versionen auf Basis des W140 beisteuerte: Neben Sonderanfertigungen für den asiatischen Raum (18 Cabrios auf Basis des Coupés; 10 T-Modelle für den Sultan von Brunei und andere gute Kunden ...) gab es jedes Modell der Baureihe mit einem Fahrwerks- und Optikpaket. Einige Fahrzeuge wurden jedoch auch motorseitig aufgerüstet: So wurden einige wenige Fahrzeuge mit dem aus dem E und SL 60 bekannten Achtzylinder ausgerüstet. Diese Maschine leistete beachtliche 280 KW. Spitzenmodelle waren jedoch die offiziell nie angebotenen Limousinen und Coupés mit dem 7,0-, 7,2- bzw. 7.3-Liter-Zwölfzylinder (365 bzw. 386 KW Leistung). Hiervon dürften jedoch weniger als 100 Exemplare entstanden sein.

Von der Limousine konnten schließlich 406.712 Exemplare abgesetzt werden, was auch den Kritikern im Nachhinein Respekt abnötigte. Wenngleich sich aber auch hier der Vorgänger mit 818.065 Exemplaren (ohne Coupés) deutlich absetzen konnte. Erwähnenswert sind noch einige wenige Sonderversionen für besondere Kunden. Neben gepanzerten Varianten ('MVP') wurde auch eine um ca. 70 cm gestreckte Ausführung namens 'Pullman' von den starken Versionen angeboten.