Karmann

Stellmacher Wilhelm Karmann übernahm am 01. August 1901 die Wagenfabrik Chr. Klages in Osnabrück und besiegelte damit eine der erfolgreichsten Geschichten in der deutschen Autoindustrie. Zunächst als Wagenfabrik Chr. Klages - Inhaber Wilhelm Karmann geführt, entwickelte sich das Geschäft bald hervorragend. Einer der ersten Kunden war die Firma Dürkopp. Karmann erhielt von dort Sattleraufträge. Nebenbei wurden weiterhin Kutschen gefertigt. 1905 meldet sich Karmann mit vier selbst gefertigten Aufbauten bei der Autoausstellung in Berlin an, was ihm weitere Aufträge einbrachte. Die wohl bekannteste frühe Arbeit war die Karosserierung des Opel "Doktorwagens" 4/8 PS.

Der erste Weltkrieg brachte schmerzhafte Einschnitte, aber auch die Muße, sich mit neuen Materialien und Techniken vertraut zu machen. Blech war das Material der Zukunft. In den 20er Jahren ging es wieder bergauf. Aufträge von NAG, AGA, Protos, Adler und der belgischen Firma FM brachten Reputation und Geld. Die Modelle Adler 6/25 PS, Standard 6, Trumpf und Trumpf Junior wurden überwiegend von Karmann eingekleidet. In den Folgejahren kristallisierte sich immer mehr die Kernkompetenz im Bau von Cabriolets heraus. Das Adler Diplomat Cabrio und der Ford Eifel Roadster - beide von Karmann gebaut - erhielten hohes Ansehen aus der ganzen Welt.

Der zweite Weltkrieg warf das Unternehmen wieder weit zurück. Es mussten Kriegsgüter produziert werden. Der seit 1939 im Unternehmen tätige Wilhelm Karmann Junior wurde eingezogen, kam kurzfristig in Kriegsgefangenschaft, konnte sich jedoch im Herbst 1945 endlich wieder um seine Firma kümmern. Doch Karmann stand nach dem Krieg buchstäblich vor dem Nichts. Die Fabrik war aufgrund der Produktion von Kriegsgerät vielfachen Bombenangriffen der Alliierten ausgesetzt. Großauftrage von Ford und Hanomag ließen das Unternehmen jedoch rasch wieder wachsen. Vor allem das Käfer Cabriolet und der Karmann Ghia machten den Namen Karmann nach dem Krieg bekannt. Firmengründer Wilhelm Karmann Senior starb am 28. September 1952, doch zu diesem Zeitpunkt ging es Karmann schon wieder gut. Vom Karmann Ghia wurden exakt 362.585 Exemplare gebaut. Noch erfolgreicher war später der Scirocco I von VW, der ebenfalls in Osnabrück gefertigt wurde. Die Verlagerung von immer mehr Arbeitsplätzen raus aus Deutschland in billigere Länder macht die Zukunft von Karmann jedoch unsicher.