Lamborghini Bravo

Der Turiner Salon 1974 war die reinste Trauerveranstaltung. Die Ölkrise machte den Luxus- und Traumwagen-Herstellern überall auf der Welt schwer zu schaffen und bedeutete für nicht wenige sogar das endgültige Aus (Iso, Ghia, Jensen, Trident etc.). Vor den Ausstellungshallen demonstrierten Kurzarbeiter, die die Krise geschaffen hatte. Eine echte Trotzreaktion kam nur von Bertone, der eine neue Version eines V8-Sportwagens aus dem Hut gezaubert hatte, der zu allem Überfluss auch noch den provozierenden Namen 'Bravo' trug.

Basis war das um ca. 20 cm gekürzte Fahrgestell des Urraco. Der Bravo war zwar nur 3,736 m lang, aber 1,88 m breit und nur 1,035 m hoch, Das Ergebnis war ein äußerst kompakter und konsequent in Keilform ausgeführter Sportwagen, dessen äußere Gestaltung offensichtlich vom Countach beeinflusst war. Letzteres war allerdings auch kein Wunder, war doch der Schöpfer des Bravo derselbe, der auch den Countach in Szene gesetzt hatte: Marcello Gandini von Bertone. Sehr schön und modern fielen auch die neuen "Trommelrevolverfelgen" und die praktisch nahtlosen Übergänge von der enorm flachen Windschutzscheibe zum Scheibenrahmen aus,

Das Ausstellungsstück (interner Code "Studio 114") besaß den Motor des Urraco P300 und war durchaus fahrtüchtig, eine Serienproduktion stand aber niemals zur Disposition. Trotzdem wurde der Bravo reichlich getestet. Der Tacho zeigt heute über 60.000 km! Nach diversen Messeauftritten verblieb der Wagen bei von 1974 bis 2011 bei Bertone. Nach der dortigen Insolvenz wurde das Fahrzeug auf der RM-Auktion beim Concorso d' Eleganza in der Villa d'Este 2011 für 588.000,- EUR an seinen jetzigen Eigentümer in der Schweiz versteigert.