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Lamborghini 350 GTV


1963

Lamborghini 350 GTV (1962-63) Italien
Markenzeichen   Flagge

Dies war der erste Lamborghini überhaupt. Seine Geschichte ist überaus erzählens- und lesenswert:

Die Legende beschreibt die Schöpfung des 350 GTV als einen Wutausbruch Ferruccio Lamborghinis, eines seit 1949 erfolgreichen Fabrikanten von Traktoren, Heinzbrennern und Klimageräten, über die Arroganz Enzo Ferraris, als sich Lamborghini über die Qualität dessen Autos beschwert. Die Wahrheit dürfte gewesen sein, dass Lamborghini, ein bekennender Fan von Sportwagen jeder Herkunft, zwar von einer anderen Art Sportwagen träumte ("ein E-Type mit italienischer Maschine und modernem Fahrwerk ...), aber sich hiervon einfach ein gutes Geschäft versprach. Zu dieser Zeit sürießten reichlich neue Sportwagen-Manufakturen wie Iso, ATS, De Tomaso, Bizzarrini und andere geradezu aus dem Boden.

Das Projekt nahm schließlich unter Mithilfe des guten Freundes Corrado Carpeggiani ca. 1961 konkrete Formen an. Das Lastenheft sah - natürlich - einen V12-Motor vor. Dazu eine klassisch schöne GT-Karosserie mit langer Haube und nach hinten versetztem Cockpit. Das Fahrgestell wurde recht schnell von Neri & Bonacini, zwei Ex-Maserati-Technikern, realisiert. Diese stellen auch den Kontakt zu Giotto Bizzarrini her, der - man staunt - einen Zwölfzylinder liefern wollte. Bizzarrini war ein genialer Konstrukteur, aber ein Motorenbauer ...?! Vermutlich hatte er sich vom Maserati V12 Tipo 9 inspirieren lassen und warb für den Bau die beiden Ferrari-Ingenieure Oliviero Pedrazzi und Achille Bevini ab. Immerhin, er konnte letztlich tatsächlich liefern, obwohl eine Klausel im Vertrag sogar mindestens 350 PS aus dem 3,5-Liter-Aggregat verlangten! Auf dem Prüfstand wurden schließlich 352 Brems-PS ermittelt, Bizzarrini hatte seinen Vertrag erfüllt. Allerdings hatte er einen Rennmotor ohne Manieren geliefert und die spätere Feinabstimmung, die nicht mehr von Bizzarrini gemacht wurde, muss ein gehöriges Stück Arbeit gewesen sein, was Ferruccio Lamborghini dazu veranlasste einen Teil des versprochenen Geldes erst auf gerichtlichen Beschluss hin zu zahlen! Wie gesagt, Bizzarrini war eigentlich kein Motorenmann.

Für den Karosserieentwurf wurde Franco Scaglione gewonnen, der bis 1959 bei Bertone Chefdesigner gewesen, dort jedoch wegen Alkoholproblemen rausgeschmissen worden war. Lamborghini war ein Fan der Arbeiten von Scaglione gewesen und ließ sich von den zu erwartenden Problemen mit dem schwierigen Genie nicht beirren. Doch das Ergebnis wurde nicht nur termingerecht abgeliefert, sondern dürfte auch weitgehend den Vorstellungen Lamborghinis entsprochen haben: Ein GT mit endlos langer Motorhaube, progressiv gestylt mit spitzer Schnauze sowie spitzem Heck, lang auslaufender Heckscheibe, sechs Auspuffendrohren und eingezogenen Seitenscheiben. Außerdem war es genau das richtige um die inzwischen seit Monaten von dem Projekt schreibenden italienischen Medien zu elektrisieren. Gebaut wurde der Entwurf dann 1:1 von der Carrozzeria Sargiotto in Turin.

Wenige Stunden vor dem ersten Pressetermin am 26. Oktober 1963 auf dem neuen Werksgelände in Sant'Agata wurde der Wagen tatsächlich "fertig", wenn man denn das hingeschluderte Machwerk zu nennen will. Stolz präsentierte Lamborghini vor der Presse den (nicht fahrfähigen) Protoypen 350 Gran Turismo Veloce, einen Motor auf einem Ständer und einen Motor auf dem Prüfstand in Aktion. Leider brach ein Haltbolzen des Motors auf dem Ständer und verletzte einen Journalisten. Doch nicht nur dies machte die Präsentation letzlich zu einem Fiasko. Die Pressevertreter monierten vor allem, dass der Prototyp nicht fuhr. Immerhin befand sich - wie ein altes Foto von dem Termin beweist - beim Pressetermin tatsächlich ein Motor unter der Haube, allerdings wies dieser weder Kurbelwelle, noch Kolben auf. Trotzdem wird bis heute immer wieder kolportiert, dass der Motor gar nicht unter die Motorhaube gepasst habe. Dieses Gerücht findet seinen Ursprung in der Publikumspräsentation nur vier Tage später auf dem Turiner Salon 1963. Dort befand sich nämlich unter der arretierten Motorhaube eine große Holzkiste mit orangefarbenen Bodenfliesen vom neuen Werksgelände. Diese war dort platziert worden, weil ansonsten das fehlende Gewicht des Motors den 350 GTV unnatürlich hochbeinig hätte erscheinen lassen. Unabhängig von diesem Umstand waren aber die Publikumsreaktionen trotz allem nicht allzu negativ, denn das schließlich ein Jahr später durch Touring auf den Weg gebrachte Serienmodell des 350 GT wies die gleiche Grundform auf wie der polarisierende Prototyp. Zwar war die Heckscheibe jetzt etwas kleiner und die Klappscheinwerfer waren solchen des NSU Prinz gewichen, aber die Ableitung vom 350 GTV war offensichtlich. Auch den Motor hatte man zwischenzeitlich standfest bekommen.

Für den Prototyp interessierte sich bereits wenige Wochen nach der Messe allerdings niemand mehr. Er wurde in einer staubigen Ecke des Werkes abgestellt und mehrheitlich vergessen. Im Prinzip der einzige, der sich für den bald zu einem Wrack heruntergekommenen Erstling interessierte, war Romano Bernardoni, der in Bologna unter der Firma 'Emilianauto' Lamborghinis verkaufte. 1985 schließlich gab der damalige Chef Emil Novaro schließlich nach und verkaufte den 350 GTV an Bernardoni. Allerdings machte er zur Bedingung, dass der Wagen restauriert werde. Es wurde jedoch mehr als eine Restaurierung. Viele Teile für den 350 GTV mussten erst noch angefertigt werden, denn der Prototyp verfügte weder über eine Bremsanlage, noch über einen Kühler, eine Innenausstattung oder eine Elektrik. Heute ist der 350 GTV prinzipiell fahrbereit und wird von seinem (privaten) Besitzer gerne auf Ausstellungen gezeigt.


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Technische Daten / Specifications:

Fahrwerte / Performance
 
Maße / Measures
km/h 280   kg/leer 1050
0-100 km/h (sek)   Maße (mm) L: 4500  B:1730 H:1220
Verbrauch (L/100 km)(faq) 18,5 (Werk)   Radstand (mm) 2450
         
Motor / Engine
Präsentation / Presentation
Zylinder V12   Kaufpreis (1963)
Hubraum (ccm) 3465   Stückzahl 1
Leistung (PS) 360   Debüt Sant'Agata, 26. Oktober 1963
bei Nenndrehzahl (U/min) 6500   Design
Franco Scaglione
 
Vorgängermodell
Nachfolgemodell Lamborghini 350 GT '1964
 
Rekorde
Testberichte (faq)
Oldtimer Markt 7/2013, S.246 His
Motor Klassik 10/1991, S.34 His
Tuning
Internet
 

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