Fiat 60 HP Five Passenger Touring (VIN 3003)

Der Fiat 60 HP war das erste Supercar aus dem Hause Fiat: Die neuen Rahmen aus Stahl, anstelle des bis dato verwendeten Holzes, verkrafteten auch höhere Leistungen und so konnten die Motoren wachsen. Fiat konstruierte einen riesenhaften Vierzylinder mit 11,1 Litern Hubraum und baute ihn in einen besonders kräftigen Rahmen ein. Der Motor leistete enorme 60 PS, was ihn auf eine Stufe mit dem Mercedes Simplex 60 PS stellte. 12 Stück dieser Super-Sportwagen ihrer Zeit sollen 1904 bis 1905 gebaut worden sein. Ein Jahr später wurde der Motor leicht verändert (Bohrung x Hub 145 x 160 mm statt 150 x 150 mm) und das Fahrzeug wurde mit weiteren Radständen von 3155 mm oder 3335 nn angeboten. Insgesamt sollen 86 Exemplare zu einem Grundpreis für das Chassis von umgefähr 14.500,- US-Dollar (!) entstanden sein.

Dieser Modell soll der letzte überlebende Fiat 60 HP sein. Es handelt sich um das Fahrzeug mit der Nummer 3003. Es wurde mit verbesserten Rennkettenrädern und einer einzigartigen Kupplung ausgestattet und schließlich als reines Chassis zum New Yorker Händler Hollander and Tangeman exportiert. Dort angekommen wurde das Chassis beim Karosserier Quinby & Co in New Jersey angeliefert. Quinby-Designer Herbert Strong hatte sich kurz zuvor eine neuartige Karosserie aus Aluminium patentieren lassen, was ihn zur Ersten Wahl für einen Rennaufbau machte. Allerdings erhielt Nr. 3003 dann einen luxuriösen 5-sitzigen Tourenwagen-Aufbau, der mittels innen liegender Befestigungsplatten, Plattenkreuzungen und Messingleisten äußerlich praktisch nahtlose Übergänge zeigte. Der Preis für den getriebenen Aufwand war dem entsprechend: Satte 4.000,- US-Dollar wurden für die Karosserie gezahlt und als Farbe wurde ein leuchtendes Rot gewählt. Der Gesamtpreis von über 18.000,- Dollar machte den Fiat schließlich zu einem der teuersten, wenn nicht zum teuersten Wagen bis dahin.

Stolzer erster Eigentümer wurde dann August Annheuser-Busch aus der bekannten Brauer-Familie. Der Bierbrauer behielt das Fahrzeug bis zu seinem Tod im Jahr 1934. Dann ging er aus dem Nachlass in den Besitz des bekannten Radiomannes und Tenors James Melton über. 6 Jahre später benötigte Melton Geld für den Aufbau eines eigenen Auto-Museums und verkaufte den Fiat an einen Freund mit Namen Don Miller. 1973 schließlich wechselte 3003 ein weiteres Mal den Eigentümer. Neuer Eigner wurde der Sammler Louis Biondi, der den Wagen ebenfalls nur sehr wenig fuhr. der nächste Eigentümerwechsel erfolgte dann im Jahr 2012. Zu diesem Zeitpunkt war der Wagen noch bis auf den Magnetzünder und den Vergaser vollständig original erhalten. Sogar der Weidenkorb, der mit originalen FIAT-Logos versehen war, war noch erhalten! Die ausgetauschten Original-Teile wurden jedoch beim Übergang sogar noch mitgeliefert. Es folgte schließlich eine behutsame Restauration durch George Ktsanes aus Wisconsin, bei der auch der Original-Magnetzünder und der Original-Vergaser wieder Verwendung fanden. Krönung der Arbeit war dann die Vorstellung beim Pebble Beach-Concours 2012, auf dem der Wagen den 2. Platz in der "Preservation-Class" und den "Meguiar's-Award" gewinnen konnte. Einen Monat später wurde 3003 auf dem Kirkland Concour vorgestellt und gewann dieses Mal den "Founders Award" und den "FIVA Most Well Preserved Vehicle Award". Hiernach fand der Wagen zunächst einen Platz im renommierten LeMay-Museum in Tacoma, Washington.

Das Fahrzeug wurde 2013 auf der RM-Auktion anläßlich des Concorso de Eleganza an der Ville d'Este angeboten, fand bei einem Höchstgebot von 1.300.000,- Euro jedoch keinen neuen Eigentümer. 2014 wurde es dann zu lediglich 825.000,- Dollar auf der RM-Auktion Hershey versteigert.

Für die Fotos bedanken wir uns herzlich bei Peter Madle (www.madle.org).