Mercedes-Benz C 111/I

Der Star der IAA 1969 war ein Sportwagen aus Stuttgart-Untertürkheim: Der Mercedes C 111, nach offizieller Lesart nur eine "Fingerübung", ein "Prototyp" und ein "rollendes Versuchslabor". Gleichwohl - davon ist auszugehen - wird eine Serienfertigung wohl Gegenstand langer Verhandlungen im Hause Mercedes-Benz gewesen sein. Es galt nicht mehr und nicht weniger als den Nachfolger einer Legende, des Mercedes 300 SL zu erschaffen.

Der C 111 sollte in jeder Hinsicht 'State of the Art' sein. Unter der optisch ansprechenden und vor allem sehr sportlichen Kunststoffhaut arbeitete ein Dreikammer-Wankelmotor mit direkter Benzineinspritzung, der satte 280 PS bei 7000 U/min entwickelte. Das reichte für eine vorgebliche Höchstgeschwindigkeit von 260 km/h. Problematisch hierbei war jedoch die Vorgabe, dass Breitreifen die sportliche Statur des Wagens unterstreichen sollten. Schnell stellte sich heraus, dass die gewöhnliche Pendelachse, der man sich zu jener Zeit im Hause Mercedes-Benz seit 35 Jahren verpflichtet sah, keine befriedigenden Ergebnisse brachte. So sah man sich gezwungen, eine neue Hinterachse mit zwei unteren und einem oberen Querlenker zu verwenden, die der späteren Raumlenkerachse des Mercedes 190 E nicht unähnlich war.

Wenig zu kritisieren eigentlich ... sollte man meinen. Aber bei den Testfahrten mit Journalisten anläßlich der IAA 1969 auf dem Hockenheimring, nicht selten mit PKW-Entwicklungschef Uhlenhaut selbst am Steuer, zeigten sich diese wenig begeistert. Die Form wirkte streng und längst nicht so elegant, wie die des berühmten Urahns. Der Kofferraum war knapp und nach hinten links konnte man nichts sehen. Zudem entwickelte der Motor zwar Leistung, erwies sich aber als unelastisch. Ein Journalist beschwerte sich sogar allen Ernstes über Hitzeentwicklung im Kofferabteil ...

Harter Tobak für die Bewertung eines Prototypen, doch die Mercedes-Mannschaft besserte zum Genfer Salon 1970 nach!