Mercedes Grand Prix Rennwagen

Ein baugleiches Fahrzeug dieses Mercedes Grand Prix Rennwagen gewann 1908 den Grand Prix des A.C.F., des französischen Automobilclubs, in Dieppe. Das Steuer befehligte Christian Lautenschlager, ihm zur Seite stand sein Mechaniker Meckle. Zu diesem Event hatte der Club ein neues Reglement erlassen, bei dem vor allem die Stirnfläche aller Kolben auf 750 Quadrat-Zentimeter begrenzt wurde. Dies bedeutete im Ergebnis verschieden großen Bohrungen für Vier- und Sechszylindermotoren. Benz und Mercedes reagierten mit Vierzylindermotoren mit extrem großen Bohrungen. Der Mercedes hatte einen 12,8 Liter großen Motor, der ca. 135 PS entwickelte. Trotzderm besaß der Wagen nur an der Hinterachse Bremsen. Etwas archaisch muteten auch schon damals Ketten zum Antrieb der Hinterräder an, die meisten Fahrzeuge besaßen bereits Kardanwellen.

Das Rennen war hart und staubig. Der A.C.F. hatte für 1908 abnehmbare Räder verboten. Dafür durften die Fahrer und ihre Beifahrer jetzt eifrig Reifen bzw. Felgen wechseln. Lautenschlager und Meckle mussten insgesamt zehnmal halten, um 22 Reifen zu wechseln und am Ende des Rennens war kein einziger "Pneumatik" mehr übrig! Lohn der Mühe - es waren zehn Runden á 76,99 Kilometer zu fahren (!) - war nach 6h55'43" der Sieg vor den zwei Benz Grand Prix Rennwagen von Victor Hémery und René Hanriot. Der fünfte (Mercedes) und der siebente Platz (Benz) gingen ebenfalls an deutsche Fahrzeuge. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug übrigens erstaunliche 111,276 km/h. 1914 gelang Christian Lautenschlager dieses Kunststück ein zweites Mal. Er starb erst am 3.1.1954 im Alter von 76 Jahren.

Aus Anlass des 100jährigen Jubiläums des Sieges wurde eins der eingesetzten Fahrzeuge in einer mehrjährigen Restauration wieder in seinen Ursprungszustand versetzt. Dieses Fahrzeug, vermutlich das im Grand Prix von 1908 nicht eingesetzte Trainingsfahrzeug, ist auf den Bildern zu sehen.