Styling Garage

Zwei verschiedene Unternehmen haben Fahrzeuge unter dem Label "Styling Garage" vertrieben. Dies waren die Firma Design + Technik Styling Garage GmbH und die Styling Garage Spezial-Karosserien (SGS) GmbH. Beiden gemeinsam war der Gesellschafter und Jungunternehmer Christian ("Chris") Hahn aus Hamburg-Scheenefeld, der ab Anfang der 80er Jahre mit den Fahrzeugen der Design + Technik Styling Garage GmbH ständiger Gast in den Gazetten der Autowelt war. Denn die "Styling Garage" folgte 1979 mit Regenbogenlackierungen und ausufernden Spoilern einem Trend, der wenige Jahre zuvor von der Frankfurter Firma b+b kreiert worden war: Extremumbauten für Autos. Das Hamburger Unternehmen erfüllte zahlungswilligen Scheichs Träume und sah dafür über so manche Geschmacklosigkeit hinweg. Regenbogenlackierungen, Flügeltüren am Mercedes 500 SEC, Cabrios auf Basis des Mercedes 500 SEL, ultralange Limousinen, überbreite Karosserien und vergoldete Innenräume. Kein (Alb)Traum, der für reichlich Geld nicht erfüllt werden konnte. Dazwischen auch Meisterstücke wie der in nur vier oder fünf Exemplaren gebaute SGS Arrow mit aus Original-Formen nachgebildeter Schnauze des Mercedes-Benz C111 oder zukunftsweisende Projekte wie das City-Car, eines Smart der 80er Jahre.

So exhalitiert die Fahrzeuge des Unternehmens auch waren, der Mann hinter einer Vielzahl der unglaublichsten Umbauten war absolut bodenständig. Hahn besitzt vier Meistertitel als Schmid, Maschinenbauer, Zweiradmechaniker und Karosserie-/Fahrzeugbauer. Er ist durch und durch Ingenieur, nicht Playboy. Sein bevorzugtes eigenes Transportmittel während der besten und ertragreichsten Jahre war - man mag es kaum glauben - ein VW Golf Diesel. Seine Welt waren technisch perfekte Cabrios, deren Karosserielinie sich trotz Dachmechnik nicht verändert hatte, und Flügeltüren, die so solide gearbeitet waren, dass die Fahrzeuge auch mit offenen Türen gefahren werden konnten. Es folgten Besuche und Aufträge bei Prinzen in Saudi-Arabien und beim Sultan von Brunei. Als dies konnten Interessierte und Neider auch in der heimischen Presse in großen Buchstaben lesen. Gute Kontakte zu Hamburger Verlagshäusern sorgten für reichlich Arbeit in der Presseabteilung. Indes: Die schillernde Welt des Glamours und des Geldes war trotz allem nicht die des Chris Hahn.

So kam es, wie es vielleicht kommen musste: 1986 kam das Aus: Hahn meldete Konkurs für seine Firma an. 1,5 Millionen Mark Schulden ließen die Banken die Kredite kündigen. 50 arbeitslose Beschäftigte und 32 noch nicht fertiggestellte Fahrzeuge waren das Erbe der schillernden Firma. Nach mehreren hundert Cabrios und ultralangen Limousinen auf Basis der S-Klasse von Mercedes-Benz, nach diversen Entwicklungsaufträgen für so bekannte Firmen wie Dodge (Dodge Viper), Pontiac (Trans Am "Knight Rider"), Gemballa oder Koenig, stieg plötzlich der Dollar und brachte zunächst die Nebenstelle in Beverly Hills in Schwierigkeiten. In der Not stellte sich auch heraus, dass es auch Menschen im Umfeld des Chris Hahn gab, die an dessen Erfolg finanziell partizipieren wollten, und man hatte beim schnellen Wachstum auch Fehler in der rechtlichen Ausgestaltung und bei der kaufmännischen Leitung gemacht.

Der Zusammenbruch war jedoch nicht das Ende: Mitte der 80er ging es mit der Styling Garage Spezial-Karosserien GmbH erst richtig los, der Wirbel und die Umbauten waren jedoch längst nicht mehr so extrovertiert. Auf den Autoausstellungen der Welt konnten auch Ende der 80er Jahre noch technisch perfekte Cabrios auf Basis des Ferrari Testarossa oder des BMW 850i bestaunt werden. Die Styling Garage entwickelte sich zum Entwicklungsbüro für diverse andere Tuning-Unternehmen und sogar Hersteller. Karmann engagierte sich sogar finanziell und die unbestreitbaren Fähigkeiten des ehemaligen Jungunternehmers im Hinblick auf technisch anspruchsvolle Lösungen im Karosseriebau (Motortuning wurde von der Styling Garage nie betrieben) sicherten diesem über lange, nunmehr allerdings deutlich stillere Jahre, ein gutes Auskommen. Erst 2007 wurden die letzten Aktivitäten des mittlerweile in Ost-Deutschland angesiedelten Unternehmens eingestellt. Erneut war das Geld ausgegangen.